Was ist ein Geburtsvorbereitungskurs?
Der Begriff "Geburtsvorbereitung" bezeichnet verschiedene Kurse und Angebote für Frauen und Paare in der Schwangerschaft, die körperlich, mental und psychisch auf die Geburt vorbereiten sollen und Informationen bieten.
Diese Kurse werden ab der 25. Schwangerschaftswoche empfohlen und meist von Hebammen angeboten. Aber auch Gesundheitsämter, Frauenzentren, Frauenärzte oder ausgebildete Physiotherapeuten können Seminare und Kurse rund um die Geburtsvorbereitung anbieten.
Dabei wird ein breites Spektrum an Themen abgedeckt, weshalb sie für werdende Eltern grundsätzlich sehr interessant sind. Du erfährst hier beispielsweise, welche Sportarten du zum Ende der Schwangerschaft machen darfst, wie du etwas für die Rückbildung tun und dich auf die ersten Tage nach der Geburt vorbereiten kannst.
Während früher viele Filme gezeigt wurden, damit die werdenden Eltern einen Eindruck von der Geburt bekommen, arbeiten die Kursleiterinnen inzwischen aktiv mit den Teilnehmerinnen und veranschaulichen die Geburt anhand von Modellen eines weiblichen Uterus.
Was macht man in einem Geburtsvorbereitungskurs?
Viele haben ein klares Bild von einem Geburtsvorbereitungskurs, das häufig dazu führt, dass er belächelt wird und nicht selten Vorlage für diverse Sprüche ist. Entgegen diesem Image geht es in den Kursen jedoch keineswegs darum, bei Räucherstäbchenduft im Kreis zu sitzen und zu hecheln. Vielmehr deckt er das Spektrum Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ab. Außerdem bietet er einen geschützten Raum für individuelle Fragen.
Überblick über die Inhalte der Geburtsvorbereitung
Atemübungen: Bei den Wehen und der Geburt ist besonders das richtige Atmen wichtig. Du lernst verschiedene Techniken und wann du diese anwenden solltest. Dein Geburtsbegleiter kann dich unterstützen, indem er dich immer wieder an die Atmung erinnert und selbst mitmacht.
Entspannungstechniken: Während der Geburt ist es wichtig, dass du in den Pausen der Wehen entspannen und neue Kraft schöpfen kannst. Mit diesen wichtigen Entspannungstechniken lernst du, wie du durch die Entspannung dein gesamtes Körpergefühl verbessern kannst.
Körperübungen: Diese Übungen helfen dir bei der Körperwahrnehmung und Körperhaltung. Sie können dir helfen, schwangerschaftsbedingte Beschwerden, wie Rückenschmerzen zu lindern.
Geburtspositionen: Es gibt verschiedene Geburtshaltungen, die dir deine Hebamme in dem Kurs vorstellen kann. Diese Positionen können dir die Entbindung erleichtern und Schmerzen lindern. Bei einigen Positionen wird auch dein Geburtspartner eingebunden. Während der Wehen kannst du die Positionen immer wieder wechseln. Bewegung ist sogar förderlich.
Geburtsphasen: Damit du besser verstehst, was während des Geburtsprozesses in deinem Körper vor sich geht, solltest du dir die Geburtsphasen näher anschauen. In einem Geburtsvorbereitungskurs wird dir anschaulich erklärt, was dich in der Eröffnungsphase und der Austreibungsphase erwartet und was genau bei der Nachgeburt passiert.
Wochenbett: Vermutlich bist du eher auf die Entbindung fokussiert. Dennoch ist das Wochenbett und die Regeneration nach der Geburt ein bedeutungsvoller Punkt. Dabei wird unter anderem der Wochenfluss, die Wundheilung oder auch deine Ernährung thematisiert. Vor der Geburt hast du noch genügend Zeit, die dafür nötigen Vorbereitungen zu treffen.
Stillen: Deine Hebamme wird dir auch schon Wissenswertes zum Stillen erzählen und erste Tipps und Tricks vermitteln. In der Zeit des Wochenbetts wird sie dich hierzu dann zusätzlich unterstützen und beraten.
Pflege: In einem Geburtsvorbereitungskurs werden auch die Grundkenntnisse des Wickelns und der Pflege vermittelt. Damit du bestens vorbereitet bist, wird das meist anhand einer Puppe geübt.
Diese Übersicht ist nur ein Auszug der Themen, die bei der Geburtsvorbereitung relevant sind. Die Kursinhalte sind sich in der Regel sehr ähnlich. Mittlerweile gibt es auch spezielle Kurse, wie z.B. Schwangerschafts-Yoga. Wenn du dir unsicher bist, ob das Ganze etwas für dich ist, frag' ruhig bei der Kursleitung nach, wie der Kurs aufgebaut ist und was vermittelt werden soll.
Warum ist Geburtsvorbereitung sinnvoll?
Die erste Schwangerschaft ist mit vielen Fragen und Unsicherheiten verbunden. Der Kurs bietet dir die beste Möglichkeit der Geburtsvorbereitung und wird dir viele Unsicherheiten nehmen. Außerdem bietet der Kurs auch für deinen Partner einen besseren Einblick in deine momentane Lage. Nimm die Person mit, die dich auch bei der Geburt begleiten soll, damit auch sie sich auf die Geburt vorbereiten und dich dabei unterstützen kann.
Der Kurs bietet außerdem die Möglichkeit, unter professioneller Anleitung Fragen zu klären und Probleme zu diskutieren. Dabei kannst du von Erfahrungen anderer Eltern profitieren oder deine Erfahrungen weitergeben. Der Geburtsvorbereitungskurs dient also auch dem Austausch. Dabei teilt ihr Vorfreude und Spannung, aber auch manchmal dieselben Bedenken und Sorgen. Der ungehemmte Austausch kann bereichernd sein und es entstehen oft neue Freundschaften.
Der Geburtsvorbereitungskurs ist auch für Paare sinnvoll, die nicht zum ersten Mal Eltern werden. Auch Paare die schon ein oder mehrere Kinder haben, können hier noch etwas für sich mitnehmen. Vieles hast du vielleicht auch schon wieder vergessen und manches nimmt man beim zweiten Hören viel bewusster wahr.
Außerdem wird dir die Zeit guttun, in der du dich exklusiv nur dir und deinem kleinen Schatz widmest. Das kann im Alltag mit Kind bzw. Kindern oft zu kurz kommen.
Du wirst schnell feststellen, dass die Geburt ein ganz natürlicher Vorgang ist, für den der Körper einer Frau perfekt geschaffen ist. Dein Körper bereitet sich in der Schwangerschaft ganz allein auf die Geburt vor. Dein Baby rutscht tiefer ins Becken, deine Bänder werden sich dehnen und du wirst in den letzten Wochen vor der Entbindung die ersten kleinen Übungswehen spüren. Vertraue auf deinen Körper und gehe vor allem positiv an dieses Großereignis deines Lebens heran.
Aus folgenden Gründen ist ein Geburtsvorbereitungskurs sinnvoll:
1. Zeichen deuten!
Wenn du dein erstes Kind erwartest, ist es gut, wenn du die Anzeichen, dass die Geburt bald los geht, richtig deuten kannst. Beim zweiten oder dritten Kind kann eine Auffrischung aber auch nicht schaden. Das Internet ist voll von Informationen, die nicht immer richtig sein müssen. Besser ist es also, in einem Geburtsvorbereitungskurs zu lernen, wie du die verschiedenen Zeichen deuten und wann du handeln musst. Zum Beispiel, wenn sich die Fruchtblase öffnet oder wenn du ersten Wehen spürst. Vielleicht findest du auch plötzlich den berühmten Schleimpropf oder hast eine leichte Blutung und weißt erst einmal gar nicht, was zu tun ist.
2. Allgemeine Fragen beantworten:
Viele allgemeine Fragen lassen sich am besten in einem Geburtsvorbereitungskurs beantworten.
Wie läuft die Geburt ab? Wie funktioniert eigentlich Stillen und was musst du dabei beachten? Welche Atemtechniken gibt es? Welche Geburtspositionen sind empfehlenswert? Wie kannst du dich zuhause bestmöglich auf die Geburt vorbereiten und gegebenenfalls einem Dammriss vorbeugen? Welche Rolle spielt dein Partner und wen darfst du mitbringen? Wo soll die Geburt stattfinden und was wünschst DU dir eigentlich? Es ist extrem hilfreich, schon im Vorhinein eine Idee von allem zu haben. Denn wenn es erstmal so weit ist, steht deine Welt ohnehin eine Zeit lang Kopf und es bleibt keine Zeit mehr, nach Infos zu suchen.
3. Selbstbewusstsein aufbauen:
Du kannst nur selbstbewusst in den Geburtsverlauf starten, wenn du weißt, was du willst und was dich in etwa erwartet. Genau darauf wird dich ein Geburtskurs vorbereiten. Du kannst dich dadurch besser auf die Geburt einlassen. Dein selbstbewusster Umgang mit dir und deinem Körper gibt dir den extra Boost an Kraft für deine Geburt! Und die Kraft wirst du brauchen, denn dein Körper wird eine Höchstleistung vollbringen. Aber keine Angst, wenn es so schlimm wäre, wären wir längst ausgestorben und niemand würde mehr als ein Kind bekommen. Nichts desto trotz wird es wahrscheinlich anstrengend und es ist einfach vorteilhaft wenn du direkt erhobenen Hauptes und mit einem guten Gefühl in die Geburt startest!
4. Den Ablauf kennen und Ruhe bewahren:
In den Vorbereitungskursen wird genau erklärt, welche Schritte wann eingeleitet werden. Zwar ist jede Geburt anders und ganz individuell, aber wenn du die Abläufe im allgemeinen kennst und einordnen kannst, wird es dir viel leichter gelingen, ruhig und gelassen an die Sache heranzugehen! Du lernst, auch dann noch entspannt zu bleiben, wenn es vielleicht mal hektisch zugehen sollte, die Wehen bei der Ankunft im Krankenhaus plötzlich wieder verebben oder die Hebamme einen kritischen Blick hat. Außerdem lernst du, dass es völlig okay ist, die Kontrolle abzugeben und vieles mehr.
5. Ängste abbauen:
Viele Frauen haben Angst vor der Geburt. Und das nicht ohne Grund! Horrorgeschichten von Dammrissen, Schmerzen und "Not"-Kaiserschnitten kursieren. Dass du einen Dammriss unter der Geburt gar nicht unbedingt bemerkst und er auch ganz schnell wieder verheilt und dass viele „Not“-Kaiserschnitte keine Notfälle im eigentlichen Sinne sind, das wäre wahrscheinlich langweilig zu erwähnen. Drama verkauft sich gut! Ein Geburtsvorbereitungskurs hilft dir Ängste abzubauen und das Vertrauen in deinen eigenen Körper zu verinnerlichen. Wir haben es alle irgendwie auf die Welt geschafft und jeden Tag werden Kinder geboren.
Die Geburt ist ein ganz natürlicher Vorgang, für den der Körper einer Frau perfekt geschaffen ist.
Wann fange ich mit der Geburtsvorbereitung an?
Die meisten Geburtsvorbereitungskurse beginnen etwa zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels, also in der 25. Schwangerschaftswoche bzw. im 6. Monat. Grundsätzlich solltest du bis zur 28. Schwangerschaftswoche mit dem Geburtsvorbereitungskurs starten.
Ein Geburtsvorbereitungskurs umfasst 14 Stunden und dauert zwischen 8 und 14 Wochen. Allerdings kann der Kurs auch als Crashkurs an einem Wochenende besucht werden. Diesen kannst du auch später machen, dennoch solltest du spätestens 4 Wochen vor dem Geburtstermin den Kurs beendet haben.
Geburtsvorbereitungskurse sind sehr beliebt und die Plätze oft begrenzt. Besonders Kurse am Wochenende oder Abendkurse sind sehr begehrt. Einen Kurs zu finden, ist daher nicht immer so leicht. Es macht also auf jeden Fall Sinn, sich früh genug zu erkundigen, was in deiner Nähe stattfindet. Empfehlenswert ist eine Suche ab der 10. SSW bzw. eine Anmeldung bis zur 16. SSW.
Falls du keinen Platz mehr gefunden hast, lohnt es sich, etwas später noch mal bei der Kursleiterin nachzufragen. Manchmal sagt eine Teilnehmerin ab und du kannst nachrücken.
Wer übernimmt die Kosten für einen Geburtsvorbereitungskurs
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für einen Geburtsvorbereitungskurs mit einer Höchstdauer von 14 Stunden für die werdende Mutter (bei einer privaten Krankenkasse lieber noch mal nachfragen). Dazu musst du den Nachweis über die Teilnahme bei deiner Krankenkasse einreichen, manchmal übernimmt das auch die Kursleiterin.
Es kann dennoch vorkommen, dass deine Hebamme dich um einen kleinen zusätzlichen Betrag bitten wird, da die Kassengebühren in der Praxis oft nicht die Kosten decken.
Direkt mit der Kasse kann lediglich die Hebamme abrechnen, ob und in welchem Rahmen die Kosten bei den anderen Anbietern (z.B. mit Rezept vom Frauenarzt) von der Kasse übernommen werden, sollte am besten im Vorfeld geklärt werden. Viele Kassen bieten auch Bonusprogramme an, bei denen die Geburtsvorbereitung „Punkte“ bringt.
Grundsätzlich kannst du den Kurs gemeinsam mit deinem Partner besuchen. Die Kosten für den Partner werden jedoch meist nicht durch die Krankenkasse übernommen. Sie liegen durchschnittlich zwischen 60 und 80 Euro. Eine Nachfrage für die Kostenübernahme kann sich jedoch lohnen, denn einige Krankenkassen bieten diese nun auch für Väter an. Möglicherweise müsst ihr noch einen Eigenanteil übernehmen, der bei rund 20 Euro liegt.
Geburtsvorbereitungskurs - für eine gute Vorbereitung
Viele haben ein falsches Bild von einem Geburtsvorbereitungskurs. Und natürlich gibt es auch ferne Länder, in denen eine Geburt ohne Geburtsvorbereitungskurs gängige Praxis ist. Dort würde man unsere westeuropäische Angewohnheit, alle Eventualitäten stets im Vorhinein durchzugehen und jedes Risiko für Komplikationen zu minimieren, vermutlich nur mit einem milden Lächeln kommentieren und sich darüber hinaus im Stillen wundern. Die Auffassung, dass ein Kurs zum Kinderkriegen beinahe schon automatisch dazu gehört, entspricht daher sicherlich nicht zuletzt auch unserer Kultur.
In anderen Kulturen, zum Beispiel bei Naturvölkern bereiten sich die Frauen gegenseitig vor und eine schwangere Frau, hat wahrscheinlich schon einige Geburten miterlebt. Sie kennt die Abläufe einer Geburt. Dennoch würden vermutlich auch diese Frauen durchaus davon profitieren, besser vorbereitet zu sein.
Gegen einen Geburtsvorbereitungskurs spricht also erst einmal nicht besonders viel. In unserer Gesellschaft haben die meisten Frauen in ihrem Leben eher wenige Berührungspunkte mit Geburten, was einen Geburtsvorbereitungskurs eher notwendig macht. Eine gute Vorbereitung fördert ein schönes Geburtserlebnis und gibt Sicherheit. Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten (bei Online-Kursen solltest du einmal nachfragen) und du lernst vieles, das dir bei der Geburt helfen kann.
Dennoch ist die Entscheidung, ob du einen Geburtsvorbereitungskurs besuchst, ganz individuell. Gründe wie Zeitmangel, eine lange Anfahrt oder verordnete Bettruhe können einen Kursbesuch erschweren. Manchmal sind die Kurse aber auch einfach alle belegt. Dann lohnt sich der Blick auf Alternativen: Für diese Fälle gibt es nämlich auch Geburtsvorbereitungskurse Online.
Sei offen und unvoreingenommen! Natürlich kann man auch ohne Kurs wunderbar gebären und sollte nicht das Gefühl haben, sich verbiegen zu müssen, weil es halt dazu gehört. Aber schaden kann es ganz sicher nicht und vielleicht wirst du (und vor allem auch dein Partner) ja angenehm überrascht sein!
Sei offen und unvoreingenommen gegenüber einem Geburtsvorbereitungskurs.