Ein ganz normales Verhalten
Die Fremdelphase ist eine ganz normale Entwicklungsphase. Dein Baby ist weder böse noch unhöflich, sondern misstrauisch gegenüber Fremden bzw. manchmal auch gegenüber bereits bekannten und vertrauten Personen. Es beginnt etwa im Alter von sechs bis acht Monaten, manchmal auch schon früher. Dein Kind wendet sich bei fremden Personen ab, beginnt vielleicht sogar zu weinen und versteckt sich in deinem Schoß.
Dann jedoch kommt es häufig vor, dass sich dein Baby auf deinem Arm wieder vergnügt und sich mit großem Interesse der "fremden" Person zuwendet. Denn neugierig ist es ja immer noch. Dieses Verhalten ist völlig normal und hat nichts mit Verwöhntsein zu tun. Vielmehr ist dein Kind nun in der Lage zwischen vertrauten und unvertrauten Personen zu unterscheiden. Es wird vermutet, dass Kinder in diesem Alter die Fähigkeit haben, Gesichter mit den charakteristischen und für eine bestimmte Person typischen Merkmalen zu erkennen und damit zu wissen, welche Gesichter bekannt bzw. fremd sind.
Die Fremdelreaktion ist bei jedem Kind unterschiedlich stark. Am ausgeprägtesten zeigt sich das Fremdeln meist im zweiten und dritten Lebensjahr und nimmt dann in der Regel bis zum Alter von drei Jahren immer mehr ab. Dabei hängt die Reaktion auch von der momentanen Befindlichkeit deines Kindes und seinen Erfahrungen ab. Auch dein Verhalten gegenüber der fremden Person spielt eine entscheidende Rolle.
Vermeide es daher, dein Baby zu zwingen, Menschen zu begrüßen oder zu umarmen, wenn es sich unsicher fühlt. Stelle sicher, dass dein Baby eine feste Beziehung zu mindestens einer vertrauten Person aufbaut, bevor du es anderen Menschen vorstellst. Hilf deinem Kind dabei, neue Freunde zu finden und soziale Fähigkeiten zu entwickeln, indem du es in Kindergruppen oder Spielgruppen einbindest.
Einige wichtige Tipps, die du bei der Unterstützung deines Babys während der Fremdelphase beachten solltest:
- Schaffe eine vertraute Umgebung: Stelle sicher, dass dein Baby immer vertraute Dinge wie Spielzeug,
Decken oder Lieder hat, wenn es unterwegs ist. - Nimm dein Kind mit seiner Angst ernst.
- Beobachte dein Kind und hilf ihm in "brenzligen" Situationen: Nimm es auf den Arm, wenn du merkst, dass es auf eine andere Person ängstlich reagiert. Gehe evtl. ein paar Schritte zurück, streichle es und sprich ein paar beruhigende Worte mit ihm.
- Erkläre der "fremden" Person, die sich evtl. vor den Kopf gestoßen fühlt, das Verhalten und die Situation deines Kindes. Bitte ruhig um etwas Abstand, wenn sich jemand zu rasch oder zu laut nähert und dein Kind darauf ängstlich reagiert.
- Gib deinem Kind Zeit, um von sich aus Kontakt aufzunehmen. Meist nähern sich Kinder, sobald sie sich bei ihren Eltern geborgen und sicher fühlen, von ganz allein der fremden Person.
- Achte auf dein Verhalten der fremden Person gegenüber. Wenn du entspannt und positiv auf die andere Person reagierst, signalisierst du deinem Kind, dass alles in Ordnung ist.
Umgang mit fremdelnden Kindern
Als diejenige Person, die vom Baby zeitweise nicht akzeptiert wird, kannst du ebenfalls einiges tun, um das Fremdeln zu überwinden. Das Wichtigste ist, dass die Reaktion des Kindes nicht persönlich genommen wird. Babys wollen mit ihrem abweisenden Verhalten niemanden gezielt ärgern. Sie sind einfach von dem Aussehen, den Gesten und der Mimik überfordert, weil sie es noch nicht einordnen können.
Lenke dann die Aufmerksamkeit zunächst weg vom Baby und führe ein entspanntes Gespräch mit den Eltern. Beachte das Kind nicht direkt sondern beobachte es nur heimlich. Sei bei Annäherungsversuchen möglichst ruhig und vorsichtig und spreche oder lache nicht zu laut. Halte einen gewissen Abstand und berühre das Kind nicht einfach und nimm es nicht auf den Arm.
Nach einer kleinen Gewöhnungszeit kannst du ein bisschen die Stimmung testen. Zeige Interesse an einem Spielzeug und lächle es freundlich an. Durch die gleichzeitige Aufmerksamkeit auf das Spielzeug lässt sich das Eis meist schnell brechen.