Baby ist unruhig beim Stillen

Unruhe beim Stillen kann für Mütter und Babys eine Herausforderung darstellen. In diesem Artikel werden verschiedene Lösungsansätze vorgestellt, um Unruhe beim Stillen zu bewältigen. Von der Identifizierung der Ursachen bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem professionelle Hilfe erforderlich sein könnte, werden praktische Tipps und Ratschläge gegeben, um eine entspannte und harmonische Stillbeziehung aufzubauen.

Ursachen und Lösungsansätze für Unruhe beim Baby während des Stillens

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einem unruhigen Baby während des Stillens führen können. Abhängig von den jeweiligen Ursachen, gibt es jedoch auch Lösungsansätze, die die Unruhe bewältigen können, um dir und deinem Baby zu einer entspannten und harmonischen Stillbeziehung zu verhelfen.

(Nicht) Hungrig oder müde

Eine häufige Ursache ist Hunger. Wenn dein Baby hungrig ist, kann es unruhig werden und versuchen, die Milchquelle zu finden. Es kann auch vorkommen, dass dein Baby noch nicht bereit fürs Stillen ist, entweder weil es noch zu müde ist oder nicht hungrig genug.

Stelle sicher, dass dein Baby regelmäßig und ausreichend gestillt wird. Achte dabei auf Hungerzeichen wie Suchbewegungen, Lippenlecken oder Hand-in-den-Mund-Stecken. Biete deinem kleinen Schatz bei Bedarf die Brust an und lass ihn so lange trinken, wie er möchte.

Wenn dein Baby noch zu müde ist, kannst du versuchen, es sanft zu wecken, indem du seine Füße massierst oder es sanft streichelst. Wenn es nicht hungrig genug ist, halte es in direktem Hautkontakt ohne es anzulegen. Sobald dein Baby an der Brust interessiert ist, kann es direkt andocken.

Schmerzen und Beschwerden

Schmerzen oder Beschwerden können ebenfalls zur Unruhe bei deinem Baby führen. Dies kann durch Muskelverspannungen, Blockaden der Wirbelsäule oder Geburtstraumata verursacht werden. In solchen Fällen kann das Stillen in bestimmten Stillpositionen unangenehm oder schmerzhaft sein. Ein verkürztes Zungenbändchen kann ebenfalls zu Unruhe beim Baby führen. Diese Ursachen solltest du mithilfe einer erfahrenen Hebamme, Stillberater/in, Kinderarzt/in oder Osteopath/in abklären, wenn das Anlegen in den ersten Tagen nach der Geburt auch in der zurückgelehnten Stillposition und mit Unterstützung von Expert/innen nicht funktioniert.

Bei Muskelverspannungen oder Blockaden kann es möglich sein, dein Baby in bestimmten Stillpositionen anzulegen, während
es in anderen Schmerzen hat. In solche Fällen und auch bei einem Geburtstrauma kann Osteopathie helfen.

Überstimulation

Überstimulation ist eine weitere mögliche Ursache für Unruhe beim Stillen. Wenn dein Baby zu viele Reize um sich herum wahrnimmt, kann es überfordert sein und Schwierigkeiten haben, sich auf das Stillen zu konzentrieren. Allgemein können Ablenkungen dazu führen, dass dein Baby unruhig wird. Wenn es während des Stillens Geräusche oder Bewegungen in der Umgebung gibt, kann dein kleiner Schatz abgelenkt werden und das Stillen unterbrechen.

Schaff daher eine ruhige und entspannte Umgebung zum Stillen. Reduziere Reize wie Lärm, grelles Licht oder übermäßige Aktivität in der Umgebung. Finde einen ruhigen Ort, an dem du mit deinem Baby ungestört bist.

Normales Stillverhalten

Manchmal wird normales Stillverhalten als Unruhe interpretiert. Babys haben unterschiedliche Stillstile und können während des Stillens zappeln, sich bewegen oder die Brustwarze loslassen. Dies ist normal und Teil des Stillprozesses.

Mit der Zeit lernst du, die Zeichen deines Babys zu erkennen. Versuch, geduldig zu bleiben und deinem Baby die Zeit zu geben, die es braucht, um sich beim Stillen wohlzufühlen.

Ungünstige, instabile Stillposition

Eine ungünstige, instabile Stillposition führt ebenfalls häufig zu Unruhe an der Brust. In aufrechten Stillpositionen fehlt deinem Baby der stabile Halt, es ist zu weit von dir entfernt und die angeborenen Such- und Andockreflexe deines Babys sind gestört. Dann kommt es nur zu einem oberflächlichen Erfassen der Brust, wodurch für dich das Stillen schmerzhaft wird, dein Baby die Brust nicht effektiv entleeren kann und zunehmen frustriert wird. Wenn der Körper deines Babys auf einem Stillkissen liegt, ist der Abstand grundsätzlich zu groß. Das Stillkissen soll dich abstützen, sodass du in der Stillposition entspannen kannst.  

Achte darauf, dass du eine bequeme und stabile Stillposition einnimmst. Stell sicher, dass dein Baby richtig angelegt ist und die Brustwarze gut im Mund hat. Eine gute Positionierung kann helfen, dein Baby ruhiger zu machen und das Stillen effektiver zu gestalten.

Gegenseitiges Hochschaukeln der Emotionen

Das gegenseitige Hochschaukeln der Emotionen von Mutter und Kind kann auch zu Unruhe beim Stillen führen. Wenn du gestresst, ängstlich oder emotional belastet bist, kann sich dies auf das Stillen und die Stimmung deines Babys auswirken. Babys sind sehr sensibel gegenüber den emotionalen Zuständen ihrer Mütter und können unruhig werden, wenn sie diese Spannungen spüren. Andersherum kann sich die regelmäßige Unruhe und Unzufriedenheit deines Babys beim Stillen auch auf dich übertragen. Du machst dir Sorgen oder verfällst vielleicht sogar in Panik, was dann dein Kind wiederum spürt. So entsteht ein Teufelskreis und die Situation schaukelt sich hoch.

Versuch, während des Stillens ruhig und entspannt zu bleiben. Atme tief ein und aus, um Stress abzubauen. Schaffe eine positive und entspannte Atmosphäre, um dein Baby beim Stillen zu beruhigen.

Luft im Magen

Die Unruhe kann auch durch Luft im Magen verursacht werden. Wenn dein Baby schreit, verschluckt es Luft. Dann kann ein Bäuerchen helfen, um den Magen von der Luft zu befreien und den Druck zu lösen. Wenn dein Baby Blähungen hat, kannst du sanfte Bauchmassagen oder Bewegungen wie Fahrradfahren mit den Beinen durchführen, um die Verdauung zu unterstützen.

Bedürfnis des Babys nach Ausscheidung

Manchmal kann dein Baby unruhig werden, wenn es während des Stillens das Bedürfnis hat, Stuhl oder Urin auszuscheiden. Denn das Stillen setzt die Verdauung deines Babys in Gang. Manchmal hilft dann das "Abhalten" ohne Windel und mit angehockten Beinen, z.B. über einem Töpfchen, der Toilette oder dem Waschbecken. Wenn sich dein Baby erleichtert hat,
kann es anschließend konzentriert an der Brust trinken.

Saugverwirrung

Viele Babys haben Schwierigkeiten, zwischen Brust und Flasche zu wechseln. Das Trinken an der Flasche unterscheidet sich grundlegend vom effektiven Trinken an der Brust. Aus der Flasche läuft die Milch mit einer ganz anderen Fließdynamik als aus der Brust. Versucht dein Baby mit der Technik, die an der Flasche funktioniert, auch an der Brust zu trinken, hat es wenig Erfolg und wird frustriert. Dann kann es beim Stillen unruhig werden.

In solchen Fällen kann es hilfreich sein, die Verwendung von Flaschen oder Schnullern zu minimieren und sich auf das Stillen an der Brust zu konzentrieren. Versuche viel Zeit in direktem Haut-zu-Haut-Kontakt mit deinem Baby zu verbringen. Bei einer erforderlichen Zufütterung können alternative Fütterungsmethoden eingesetzt werden. Die Umstellung sollte nicht abrupt, sondern langsam erfolgen, indem dein Baby zuerst lernt, mithilfe der alternativen Fütterungsmethoden satt zu werden. Eine Stillberaterin kann dir dabei helfen, das Baby beim Umgang mit Saugverwirrung zu unterstützen.

Reflux

Wenn dein Baby an Reflux leidet, kann es während oder nach des Stillens unruhig werden. Dann kann es helfen, wenn du dein Baby in einer aufrechten Position stillst und es nach dem Stillen aufrecht hältst, um den Rückfluss von Magensäure zu reduzieren. Es kann auch hilfreich sein, kleinere, häufigere Mahlzeiten anzubieten.

Schwierigkeiten bei der Koordination von Atmung, Saugen & Schlucken

Manche Babys haben Schwierigkeiten, diese drei Prozesse beim Stillen zu koordinieren, was zu Unruhe führen kann. Insbesondere neugeborene und unreife Babys haben damit Probleme. Doch auch anatomische Variationen von oralen Strukturen (Kiefer, Zunge, Gaumen, Rachen, Kehlkopf oder Atemwege) können dazu führen, dass dein Baby mit dem Schlucken Mühe hat. Manchmal tritt dieses Problem auch um den 3. Monat auf, wenn der Hals wächst und sich die Proportionen dieser Strukturen verändern.

Allergie

Eine Allergie auf Inhaltsstoffe in deiner Nahrung kann ebenfalls zu Unruhe beim Baby während des Stillens führen. Bestimmte Nahrungsmittel, die du als Mutter konsumierst, können bei deinem Baby allergische Reaktionen auslösen und es unruhig machen. Dabei trinkt es zunächst ruhig und zufrieden an deiner Brust und wird unruhig, sobald die Milch im Magen ankommt.
Es können etwa Unverträglichkeiten gegen Kuhmilcheiweiß, Eier, Fisch oder Nüsse auftreten.

Menstruation der Mutter

Die Rückkehr deiner Menstruation kann ebenfalls Auswirkungen auf das Stillverhalten deines Babys haben. Hormonelle Veränderungen während der Menstruation können dazu führen, dass die Milchproduktion vorübergehend abnimmt, der Milchspendereflex verzögert eintritt oder sich der Geschmack deiner Milch verändert, was dein Baby unruhig machen kann. Nach wenigen Tagen gestaltet sich das Stillen dann wieder normal. Manche Mütter halten es für hilfreich, ab der Mitte des Zyklus bis zu den ersten drei Tagen der Menstruationsblutung hochdosiertes Kalzium (500-1000 mg) und Magnesium einzunehmen.

Überproduktion von Milch

Wenn du eine übermäßige Menge an Milch produzierst, kann dein Baby Schwierigkeiten haben, mit dem schnellen Milchfluss umzugehen, was dazu führt, dass es nach dem Auslösen des ersten Milchspendereflexes wieder abdockt, um Luft zu holen, sich verschluckt, hustet oder würgt.

Versuche, die Milchproduktion zu regulieren, indem du dein Baby häufiger und kürzer stillst oder die Milch vor dem Stillen ausstreichst.

Milchbildung und Milchfluss nehmen ab

Wenn du im Laufe der Stillzeit weniger stillst, weil du z.B. Mindestabstände zwischen den Mahlzeiten einführst, nicht mehr in der Öffentlichkeit stillen möchtest, du in deinen Beruf zurückkehrst oder nachts abstillst, kann das dazu führen, dass deine Milchbildung und der Milchfluss zurückgehen. Trinkt dein Baby anfangs noch zufrieden an deiner Brust und wird dann nach einer Weile zappelig, hat der Milchfluss möglicherweise abgenommen, obwohl dein Baby noch Hunger hat.

Wechsle dann die Brust und lege dein Baby an der anderen an, damit es weitertrinken kann. Wechselstillen, also das Zurückkehren an die erste Brust, nachdem auch die zweite geleert wurde und mehrfaches Wechseln hin und her, kann helfen, da so der Milchspendereflex immer wieder neu ausgelöst wird und die Milchbildung in kurzer Zeit deutlich gesteigert werden kann. Auch häufigeres Stillen und Brustkompressionen können helfen.

Beachte, dass jedes Baby individuell ist und die Ursachen für Unruhe beim Stillen unterschiedlich sein können. Es kann hilfreich sein, die spezifischen Bedürfnisse und Verhaltensweisen deines Babys zu beobachten und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Nicht immer lassen sich diese Ursachen klar voneinander abgegrenzt. Sie können sich gegenseitig beeinflussen. Es kann auch vorkommen, dass mehrere Ursachen gleichzeitig vorliegen. Wenn das Baby beim Stillen unruhig ist, ist es ratsam, die möglichen Ursachen zu untersuchen.

Nimm während des Stillens Unterstützung an. Dein/e Partner/in oder andere Familienmitglieder können dich entlasten, indem sie sich um andere Aufgaben kümmern, während du dich auf das Stillen konzentrierst. Eine unterstützende Umgebung kann dazu beitragen, dass dein Baby beim Stillen ruhiger wird.

Wann sollte man sich professionelle Hilfe suchen?

Es ist wichtig zu wissen, wann es ratsam ist, professionelle Hilfe zu suchen, wenn dein Baby beim Stillen unruhig ist. Hier sind einige Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass eine professionelle Unterstützung erforderlich ist:

  1. Anhaltende Unruhe beim Stillen trotz verschiedener Maßnahmen: Wenn dein Baby trotz der Anwendung verschiedener Lösungsansätze weiterhin unruhig ist, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass es ein zugrunde liegendes Problem gibt, das professionelle Hilfe erfordert. Eine Hebamme, Stillberaterin oder ein/e Kinderarzt/in kann dir dabei helfen, die Ursache für die Unruhe zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
  2. Gewichtsabnahme oder unzureichende Gewichtszunahme deines Babys: Wenn dein Baby beim Stillen unruhig ist und gleichzeitig nicht ausreichend an Gewicht zunimmt oder sogar Gewicht verliert, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  3. Andere gesundheitliche Probleme beim Baby: Wenn dein Baby neben der Unruhe beim Stillen auch andere gesundheitliche Probleme hat, wie zum Beispiel anhaltende Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme, Hautausschläge oder Schlafstörungen, ist es ratsam, professionelle Hilfe zu suchen.

Beachte, dass jedes Baby einzigartig ist und unterschiedliche Bedürfnisse hat. Wenn du dir unsicher bist oder das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Fachleute können dir dabei helfen, die Ursache für die Unruhe beim Stillen zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine entspannte und harmonische Stillbeziehung zwischen dir und deinem Baby aufzubauen. Sie können dir auch dabei helfen, eventuelle Sorgen oder Ängste zu besprechen und dir mit Rat und Unterstützung zur Seite zu stehen. Denk daran, dass du nicht allein bist. Das Wohl deines Babys steht immer an erster Stelle, und professionelle Hilfe kann dazu beitragen, dass du und dein Baby eine positive und erfolgreiche Stillbeziehung aufbauen könnt.

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